Interprofessionalität in der beSONDEREn Berufsausbildung

Im dualen Berufsausbildungssystem lernt der Jugendliche an zwei Orten: Berufsschule und Lehrbetrieb. Während er in der Schule von Lehrern in Fachtheorie und allgemeinbildenen Fächern unterrichtet wird, leitet ihn der Ausbilder beim Erlernen der praktischen Inhalte an. Informationsaustausch findet im Allgemeinen nur statt, wenn Probleme wie Schuleschwänzen, plötzlicher Leisutngsabfall o.ä. auftauchen.

Um den besonderen Bedürfnissen unserer Jugendlicher gerecht zu werden, wird im Rahmen der besonderen Berufsausbildung die Arbeit von Lehrkräften und Ausbildern durch das  Wissen und die Methoden anderer pädagogisch qualifizierter Fachkräfte ergänzt. In der Regel werden hier zusätzlich Sozialpädagogen eingesetzt.

Im Hinblick auf die Ziele, die mittels dieser interprofessionellen Kooperation erreicht werden sollen, lassen sich drei Aufgabenbereiche unterscheiden:

  1.  Durch die zusätzlichen personellen und professionellen Ressourcen und die damit einhergehenden Möglichkeiten einer individuelleren Förderung sollen aber nicht nur traditionelle schulische Angebote (z.B. Förderunterricht in Kleingruppen) intensiviert, sondern auch diverse Unterstützungsangebote (Diagnostik, Beratung, Erstellung individueller Förderpläne) ausgebaut werden. Denn neben einer Verbesserung der schulischen Leistungen spielt die Stabilisierung der Persönlichkeit eine große Rolle.
  2. Ein zweites Aufgabengebiet zielt auf das Training sogenannter Soft Skills ab. Darunter versteht man soziale Kompetenzen wie Durchhaltevermögen, Teamfähigkeit, Frustrationstoleranz…, die von vielen Arbeitgebern als mindestens ebenso wichtig wie fachliches Know-how eingestuft werden.
  3. Schließlich soll der Jugendliche in den regionalen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt integriert werden. Dazu muss von Seiten des pädagogischen Personals der Austausch mit Anleitern und Betreuern in regionalen Unternehmen gepflegt werden. Zum einen mit dem Ziel Praktikums-/ Ausbildungs- und Arbeitsplätze  zu akquirieren, aber auch um eine Basis zu schaffen, auf der im Bedarfsfall Probleme und Konflikte bearbeitet werden können.

Das bloße Vorhandensein der zusätzlichen personellen Ressourcen schafft jedoch noch keine Gewähr für eine Verbesserung der pädagogischen Arbeit am Übergang Schule/ Arbeit.

Die volle Wirkung kann nur erzielt werden, wenn es uns gelingt

konstruktive Kooperationsformen

zu etablieren.

Über Chancen, Barrieren und Gelingensbedingungen konstruktiver Kooperationsformen werde ich zu einem späteren Zeitpunkt schreiben.

[Literatur: Thielen, Marc (2011). Pädagogik im Übergang: Arbeitsweltvorbereitung in der allgemeinbildenden Schule. Klinkhardt Verlag: Bad Heilbrunn (S. 61-64)]

Bleibt mir nur noch, allen meinen Lesern  ein ruhiges und erholsames Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Jahr 2012 zu wünschen!!

9 Kommentare

Eingeordnet unter Bestandsaufnahme, Kooperation, Mikroebene

9 Antworten zu “Interprofessionalität in der beSONDEREn Berufsausbildung

  1. Andreas

    Das größte Problem sehe bei der Integration in die Betriebe der freien Wirtschaft. Gerade hier ist gutes Personal gefragt. Ein Vorbild könnte das Freiwilligenprojekt „Fahrt aufnehmen“ der Stadt Heidenheim sein.
    http://www.heidenheim.de/ich-fuer-uns/generationengerechte-stadt/fahrt-aufnehmen.html
    Hier begleiten ehrenamtliche Engagierte arbeitslose Jugendliche auf dem Weg ins Berufsleben. Auch bei der besonderen Berufsausbildung könnte ich mir das in ähnlicher Form vorstellen.

  2. Danke für diese Zusatzinformation.
    Interessantes dazu auch hier:
    http://dlsh.bplaced.net/wordpress/?p=128

  3. Warum findet Informationsaustausch oft nur bei Problemen statt? Gibt es ein Modell der Zusammenarbeit, das von dieser Vorgehensweise abweicht und wenn nicht, könntest Du nicht eines entwickeln?

  4. Hallo Luci,
    es gibt Modelle, die nicht nur auf Problemlösung, sondern auf Ressourcenbündelung und -nutzung ausgerichtet sind. Ich werde zu einem späteren Zeitpunkt auch solche Modelle vorstellen – und zwar um aus diesen Anregungen für ein Modell zu schöpfen, das für die Einrichtung, in der ich arbeite, zielführend udn gewinnbringend sein könnte.
    Viele Grüße Caroline

  5. Serpil Maglicoglu

    Liebe Caroline,

    Dein Blog sieht für mich richtig professionell aus. Gefällt mir sehr gut wie Du das alles gemacht hast. Die Schriftform, Die Farbwahl. Ich bin leider weit davon entfernt aber ich übe 🙂

    Auch Dein Thema finde ich sehr spannend .Eine Freundin schreibt gerade ihren BA-Abschluss zum Thema Lehrerinnen-Kooperation. Ist Dein Blog öffentlich, denn dann würde ich ihr den Link gerne schicken.

    Ich trage mich auch gleich in Deine E-Mail Liste ein, weil ich wissen möchte, wie es auf Deiner Seite weiter gehen wird.

    Liebe Grüße und weiterhin Gutes Gelingen.
    Serpil

  6. Sandra Schwarz

    Hallo Caroline,
    wie du weißt, kenne ich mich in der Thematik deines Blogs nicht wirklich aus, aber nach der Lektüre einiger deiner Beiträge erschließt sich mir die Komplexität sehr deutlich: Unterschiedliche Personengruppen mit unterschiedlichen beruflichen Backrounds müssen unterschiedliche Aufgabenbereiche in bestmöglicher Kooperation abdecken, um das angestrebte Ziel zu erreichen – kein leichtes Unterfangen, denn tatsächlich ist gelingende Kooperation ja nicht nur eine Frage des Wollens, sondern auch des Könnens.
    Ich finde, dass dein Blog in Hinblick auf Absprache und Kooperation einen wichtigen Beitrag leisten kann. Mich würde interessieren, welche Maßnahmen zur Förderung der Kooperation – abgesehen von diesem Blog – noch exisitieren und wie diese deiner Meinung nach verbessert oder optimiert werden könnten.

  7. Hallo Sandra,
    zuerst einmal sollte man wissen, dass es von Seiten der Arbeitsagentur sogar eine Verpflichtung zur Kooperation zwischen außerschulischem Bildungsträger und Schule gibt.
    Bei uns ist es so, dass Kooperation vielfach auf der Basis von persönlichem Engagement bzw. bei gegenseitiger Sympathie der beteiligten Akteure sehr gut funktioniert und auch deutlich sowohl Vorteile für die Jugendlichen als auch verbesserte Arbeitsbedingungen für die beteiligten Lehrer, Ausbilderund Sozialpädagogen entstehen.
    DAS hat allerdings nichts mit Professionalität zu tun!
    Ausgehend von der Mesoebene werden größere und kleinere runde Tische/ Arbeitsgruppen etc. initiiert. Der Erfolg bleibt aus meiner Sicht aber weit hinter den Aktionen zurück, die auf individuellem, persönlichen Engagement beruhen.
    Die Ursachen hierfür müssen noch gesucht und gefunden werden. Und ich hoffe, dass mein Blog hier einen Beitrag leisten kann: Durch Diskussionsimpulse, aber auch durch die Erstellung einer gemeinsamen Wissenbasis.
    Viele Grüße Caroline

  8. Sandra Schwarz

    Liebe Caroline,
    danke für deine umfassende Antwort.
    Viel Erfolg weiterhin wünscht
    Sandra

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